Joris Iven |
Ronda am 1. Dezember 1994
Er kam herein in das Hotel Königin Viktoria und stellte sich vor als Rainer Maria Rilke. Hier schrieb er seine Briefe an Lou Salomé in fleckenlosem Französisch und trank ausschliesslich Wasser und Tee.
Im Winter sind seine Füsse gekrümmt von Kälte. Er fragte den Zimmerjungen um Streichhölzer und den Herd zu befeuern.
In einem seiner Briefe schrieb er ich hatte nie die Vermutung wie belangreich Malte Laurids Brigge werden sollte in meinen späteren Schmerzen.
Die Schrifttafel, die Vitrine mit Büchern. Das Bild mit der Landschaft wo sich Erde hochschiebt zu Ackern, genau wie das Leben in dem er schrieb.
Ich erkenne in dieser Kammer meine früheren Schmerzen. Ich schrieb später meine Briefe in Französisch, befleckte mich täglich und vergeblich.
In Hotel Königin Viktoria konnte Rainer Maria Rilke Lou Salomé vergessen. Auch bin ich zur Ruhe gekommen in dieser Stadt die durch eine Schlucht in zwei Teile geschnitten,
genau wie die Zeit unsere Leben und unsere Schreibe in Zwei schneidet.
In Ronda hatte ich alles vergessen wollen. Ich erkannte selbst mich selbst nicht mehr.
Übersetzung: Fred Schywek
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