Joris Iven

Ho-Chi-Min-Stadt am 6. November 1996

 

 

Das Wasser strömt erdfarben durch den Saigonfluss

und das Leben legt sich kurz und flüchtig auf die Ufer.

Wokrestaurants an den Bürgersteigen. Farbenprächtige Ballone.

 

 

Ansichtskarten. Hubschrauber und Motorräder aus Blech.

Die Geschichte lässt keinen Bodensatz zurück, nur Reste.

Botschaften verfallen. Der feindliche Palast steht leer.

 

 

Keiner trägt einem anderen etwas auf.

Niemand fragt mehr nach einem Dollar für eine Fahrt

mit dem cyclo. “Wie alt sind sie, Sir? Verheiratet?”

 

 

Auf dem Hotelbett liege ich unter der kühlen Luft des Ventilators.

Strassengeräusche legen sich fortwährend auf seinen Klang.

Das Gerausche der Fahrräder, das Knattern der Fünfzigkubikmotoren.

 

 

Wofür haben sie gekämpft? Wofür kämpfe ich?

Als die Nacht die Strassen füllt schlagen sie den Arm um deine Schulter.

“Kann ich einen Drink haben, Sir? Coca Cola? Baileys mit Eis?”

 

 

Zigarettenrauch liegt als Wolke zwischen unseren Köpfen.

In Apocalypse Now dröhnt Musik aus den Lautsprechern.

Auf der Strasse bietet uns ein junger Mann geheimnisvoll Marihuana an.

 

 

Ich gehe auf eine Partie Billard in die Affen Bar und liefere einen hübschen Stoss ab.

Die Geschichte, das Leben. Ach, wir wollen vergessen.

“A mini hotel is very nice, Sir.” Es ist mir einerlei.

 

 

Der Feind sitzt in ihnen selbst. Und in mir. Ich habe es immer gewusst.

 

 

Sie streicheln sich und sind erstaunt über Haare auf Armen und Beinen.

Sie bewundern sich selbst in den Spiegeln ihrer Fünfzigkubikgeräte.

 

 

Übersetzung: Fred Schywek

 

 

 

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